Bettinas Rezensionen

Rezension „Glückskinder“, Teresa Simon

Bewertung: ❤️❤️❤️❤️❤️

Titel: Glückskinder
Autor: Teresa Simon
Verlag: Heyne
Genre: Roman, Historie
Format: TB, 512 Seiten

Inhalt:
“München 1945. Auf dem Schwarzmarkt in der Möhlstraße treffen sich alle, die nach Glück und ein wenig Leben suchen. Nylons, Kaffee, Schokolade und Schmuck wechseln hier die Besitzer. Auch Toni, die ihr Zuhause verloren hat und nun bei ihrer Tante Vev wohnt, versucht, auf dem Schwarzmarkt das Nötigste für die Familie zu organisieren. Als sie die Holländerin Griet kennenlernt, spürt Toni zunächst eine tiefe Abneigung. Sie ahnt nicht, dass Griet eine schwere Zeit hinter sich hat, über die sie nie wieder sprechen möchte. Sie könnten einander helfen. Doch das geht nur, wenn sie ehrlich zueinander sind und ihre Vorurteile überwinden …“

Jeder Teresa Simon Roman verspricht schon von vornherein Lesevorfreude. Ihre Romane sind inzwischen für mich immer ein Jahreshighlight. Zum einen geht es um hervorragend recherchierte Historie und um bewegende Frauenschicksale. 

Das Buch selbst ist ein wahrer Augenschmaus mit einem tollen, aussagekräftigen Cover. Im Buchdeckel vorn ist eine Liste mit Preisen aus der Nachkriegszeit verschiedenster Artikel und ein zutreffendes Zitat, auf welchen Umwegen man zu damaliger Zeit an gewissen Dingen herangekommen ist. Im hinteren Buchdeckel gibt es eine wunderbare Abbildung vom Gesamt Bücherrepertoire Teresa Simons.

In „Glückskinder“ geht es vordergründig um Toni und Griet, aber auch um Dan, Louis, Max, Leni und Benno. Sie alle können nicht unterschiedlicher sein und doch haben sie etwas gemeinsam: sie haben den unsäglichen zweiten Weltkrieg überlebt und suchen in ihrem jungen Leben einen Neuanfang…

Ich bin wieder tief beeindruckt über Teresa Simons neuesten Roman „Glückskinder“. Der Schreibstil ist enorm packend, spannend, bildhaft und höchst emotional. 

Der Krieg ist zu Ende! Am Schauplatz München bleibt eine zerstörte Stadt zurück, den Überlebenden fehlt das allernötigste, wer etwas zu tauschen hat, versucht sein Glück auf dem Schwarzmarkt, der in kürzester Zeit boomt. Teresa Simon versteht die damaligen Zustände eindrucksvoll zu beschreiben. Aus heutiger Sicht kaum zu erahnen, was Hunger und Not bedeutet.

Griet und Toni – ich hab sie von Anfang an in mein Herz geschlossen, zwei wunderbare, starke Frauencharaktere. Beides sind fiktive Romanfiguren und doch sind diese sehr an reale historische Quellen angelehnt. 

Die junge Holländerin Griet überlebt KZ und Todesmarsch, allerdings mit einem Geheimnis im Gepäck, das sie sehr lange versucht unter Verschluss zu halten. 
Toni findet mit dem „Rest“ ihrer Familie Unterschlupf bei ihrer Tante Vev und möchte vor allem wieder leben und in ihrer einstigen Arbeitsstätte, einem Münchener Verlag arbeiten. Nebenbei geht es vor allem um die Beschaffung von lebensnotwendigen Dingen. 
Beide Frauen treffen aufeinander und begegnen sich zunächst skeptisch. Ich empfand den Verlauf richtig spannend, wie beide Frauenschicksale miteinander verwoben wurden. 

Des Weiteren haben mir auch die Nebencharaktere so gut gefallen – Bibi, Vev, Max, Louis und tatsächlich Benno – meine Lieblingsnebenfigur ist definitiv Dan!  

Insgesamt ist der Roman wieder ein außergewöhnliches, bewegendes und tiefgründiges Gesamtpaket, welches man gar nicht aus der Hand legen mag. Ein historisches Nachwort rundet den Lesestoff perfekt ab und wie in jedem Band ein wunderbarer „Nachtisch“ – eine kleine Rezeptauswahl, hier Originalrezepte aus dem Jahr 1946! Da ist Teresa Simon ein echtes Fundstück in die Hände gefallen. Die Rezepte liest man fast ehrfürchtig durch, wie die Autorin selbst schreibt: „wie anders sieht doch heute unser Speiseplan aus!“ 

Das Lesejahr hat zwar erst begonnen, aber ich weiß jetzt schon, dass „Glückskinder“ zu meinen Jahreshighlights gehören wird. Dafür gibt es natürlich fünf Sterne und ein Riesendankeschön an die Autorin für dieses tolle Leseerlebnis.

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